Börsenformen
Das klassische Bild von wild mit den Armen rudernden und laut rufenden Börsenhändlern auf dem Handelsparkett hat sich überlebt. Während diese Börsenform, die Präsenzbörse, seit dem Beginn des Wertpapierhandels existiert, setzen sich seit rund dreißig Jahren reine Computerbörsen mehr und mehr durch. Der vollautomatisierte Handel bestimmt an allen führenden Börsenplätzen weltweit den Handel. Präsenzbörsen sind nur noch an kleineren Regionalbörsen existent. Als weitere Einteilung der Börsenformen gilt die Art des Handelsgutes. Zu Beginn des Wertpapierhandels wurden Aktien und Anleihen gehandelt, um Kapital für Wirtschaftsunternehmen und Staaten zu beschaffen. Bald kamen Devisenbörsen hinzu, die Währungsrisiken beim Handel mit dem Ausland absichern sollten. Die an Geschäftstätigkeiten gekoppelte Funktion verselbstständigte sich zunehmend. Ein großer Teil der Handelsaktivität an Devisenbörsen ist heute der direkte Handel von Devisen gegeneinander.
Ursprungsform und Weiterentwicklung
Die ganz ursprüngliche Idee von Börsenformen war der Handel von landwirtschaftlichen Waren. Die Schwankungen in Ertrag und Qualität machten Absicherungsinstrumente für den Handel notwendig. Später entwickelte sich der Handel an Warenbörsen über die Agrarprodukte hinaus weiter. Beispielsweise hielten Edelmetalle, Rohstoffe aller Art und industrielle Produkte als Handelsgut Einzug. Der Faktor Zeit als Handelsgut bildete die Grundlage für die Gründung von Terminbörsen. Hier wurde auf zukünftige Ereignisse und Entwicklungen gehandelt, die zum Beispiel an Agrarprodukten und die Ernteerwartung gekoppelt waren. Um die Flexibilität gegenüber jedem denkbaren Fall zu erhöhen, wurden Handelsinstrumente geschaffen, die indirekte Anrechte und Pflichten beinhalteten. Die so genannten Derivate entwickelten sich, heute sind sie in allen Börsenformen zuhause.
Spezialisierte Börsenformen
Als sehr spezialisierte Börsenformen gibt es Dienstleistungsbörsen, die vor allem Verkehrsleistungen absichern und Strombörsen zur Organisation des Marktes mit elektrischer Energieerzeugung. Die jüngste aller Börsenformen ist der Handel mit CO2-Zertifikaten, auch als Emissionsrechtshandel bekannt. Seit 2005 wurde in Europa ein verbindliches Erlaubnissystem für den Ausstoß an luftverschmutzenden Substanzen eingeführt. Die Zertifikate werden durch Regierungen zugeteilt oder versteigert und sind danach als Handelsgut an den Emissionsbörsen verfügbar. Eine gegenwärtig umstrittene Börsenform ist der Handel auf verzehrfähige Lebensmittel. Insbesondere in Deutschland herrscht eine große Skepsis gegenüber Online-Lebensmittelangeboten, vor allem hinsichtlich des Vertrauens in Frischeprodukte.